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Jugendjahre - Hinaus ins Leben - im Felde - Bombenflieger - Abgeschossen

 

In Greenly Island feierte ich meinen 40. Geburtstag. Das hatte sich mein Vater nicht träumen lassen, als ich am 15. April 1888 zu Neu-Ulm im bayerischen Schwaben als zweites Kind von insgesamt acht Geschwistern geboren wurde.

In diesem kleinen bayerischen Städtchen, dem südlichen Teil meiner weiteren Vaterstadt Ulm auf württembergischem Boden, verlebte ich meine erste Kindheit, dort wuchs ich auf unter dem gewaltigen Eindruck des Ulmer Münsters, dessen Größe und Schönheit sich meinem Kindergemüt unauslöschlich einprägte.

Meine ersten Schuljahre, die ich auf der Volksschule zu Neu-Ulm verbrachte, waren weder für mich noch für meinen Vater eine reine Freude. Dieser Zustand verbesserte sich keineswegs, als ich mich auf dem Gymnasium zu Ulm mit dem ersten Latein abzuquälen begann. Meiner freiheitsdurstigen Seele sagten wilde Räuber- und Soldatenspiele zum großen Mißfallen meiner Lehrer weit mehr zu, als stundenlang auf der Schulbank stille zu sitzen.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 1

Gefangennahme - In Kriegsgefangenschaft - Mißglückte Fluchtversuche - Die Flucht

 

 

So viele Kugeln waren in den Kriegsjahren bis zu diesem Zeitpunkt an mir vorbeigeflogen. Es gehörte schon eine ganz starke Dickfelligkeit dazu, um von all diesen Gefahren unbeeinflußt Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr immer wieder sich in derselben Art schwersten Gefahren auszusetzen und in den Gefahren selbst die Ruhe und Überlegung zu behalten. Nur dadurch war es möglich, ungerupft durchzukommen Um das alles durchzuhalten, war es notwendig, sich ganz bestimmte Grundsätze anzueignen und nach diesen Grundsätzen zu handeln. Zunächst machte ich mir alle die verschiedenen Möglichkeiten klar, die eventuell eintreten konnten. Da war die Möglichkeit, verwundet zu werden. Ich hatte schon zwei Verwundungen hinter mir und kannte diese Art des Ausgeschaltetwerdens recht gut. Es bestand natürlich die Möglichkeit, so verwundet zu werden, daß dadurch eine dauernde Beeinträchtigung fürs ganze fernere Leben gegeben wurde. Aber mochte da kommen was wollte, das Leben war für mich in jeder Form lebenswert.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 2

Friedensarbeit — Organisation der Nachtflüge — Der Nordatlantik lockt — Zusammentreffen mit Hünefeld — Vorbereitungen

Nach meiner geglückten Flucht aus der Gefangenschaft beschäftigte ich mich zunächst einmal in Böblingen wieder mit der Fliegerei. Dort bekam ich alle möglichen Typen von Flugzeugen in die Hand. Von diesen gefiel mir am besten der Fokker D 7, mit dem ich am liebsten halbe Stunden lang in Loopings in der Luft mich bewegte. In dieser Zeit hatte ich einmal einen kleinen Flugunfall.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 3

In Irland — Die Nacht vor dem Start — Aufstieg im Morgengrauen — Das letzte Lebewohl — Wasser ohne Ende — Ein kritischer Augenblick — Gott ist mit uns

Das Wetter nach unserem Eintreffen in Irland war so denkbar schlecht, daß auch unsere mutigen Entschlüsse sich nicht dazu herbeilassen konnten, den Flug anzutreten. Auf dem Flugplatz Baldonnel war infolge der langen Regentage der Boden so aufgeweicht, daß an einen Start mit einer schweren Maschine ohne eine künstliche Zement- oder Holzbahn gar nicht zu denken war. Die Herrichtung einer solchen Bahn hätte sicher Wochen in Anspruch genommen; deshalb war es besser, auf die liebe Sonne zu warten, die in zwei bis drei Tagen die ganze Arbeit mit ihrer Wärme leisten konnte.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 4

Um Eisschauer herum – Wind und Wolkenberge – Das Inferno des Meeres – Kämpfen im Dunkeln

Die Wetterlage in den Mittagsstunden wurde sogar immer noch sonniger. Die schönsten Cumuli-Wolken hingen in frischer sonniger Luft. Der endlose Wasserspiegel breitete sich glatt wie ein kleiner Binnensee vor uns aus. Die durch Schaumblasen bezeichnete Windbahn hatte sich in der Zwischenzeit von Südost völlig gedreht und kam nun von Nordwest uns schlangenartig entgegen. Aus den dicken, im Sonnenlicht hängenden Cumuli-Wolken hingen weißliche Regenstreifen aufs Meer hernieder, die wir nicht durchsehen konnten. Aber wir konnten diese örtlich begrenzten Regenschauer gut umfliegen. Während manchmal auf meiner Seite die Sonne in die Maschine hereinbrannte, brachen auf der anderen Seite die kalten Luftströme von den Regen- und Schneeschauern herein, die an dieser Seite unfreundlich grau sich aufs Wasser niedersenkten.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 5

Nacht, die kein Ende nimmt Die Sterne als Wegweiser -  Land oder Wasser? Der „Dampfer" im Eis Landung auf Greenly Island

Fünf Stunden nichts als Nacht — noch nicht einmal den Nebel sah ich. Meine Taschenlampe blitzte immer wieder auf und beleuchtete den Kompaß. Die Augen waren müde und schmerzten. Aber frohe Hoffnung erfüllte mich: wir hatten ja noch für viele Stunden Benzin und konnten ein Verfliegen am Morgen wieder ausgleichen. Ich schloß manchmal die brennenden Augen und kämpfte gegen jedes Müdigkeitsgefühl an. Es gelang auch.

Wir stiegen langsam. Ich wollte nicht zuviel Gas geben und beobachtete sorgsam mein Thermometer. Es war gefallen, wir hatten 2° Wärme. Also würde ein Vereisen nicht eintreten. Wir mußten jetzt über Land sein, aber im Wolkenmeer war kein Licht zu sehen. Die müden Augen sahen Irrlichter. Ich vermeinte bald hier, bald dort was aufblitzen zu sehen. Aber aus Erfahrung wußte ich, daß hier äußerste Vorsicht geboten war; es durfte keiner Täuschung nachgegangen werden, sonst waren wir verloren Das Kompaßfliegen war jetzt recht schwer.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 6

Mit Balchen nach Murray Bay — Die Zivilisation grüßt - Über Quebec und Montreal — Der Flug den Hudson hinunter — New York

 

Am 26. April klärte das Wetter nach dem Südoststurm des vorherigen Tages, der nicht allzufern vom Küstenstrich das Eis zum Brechen gebracht hatte, auf. Wir hatten am Morgen zunächst recht dicken Bodennebel, der aber nicht besonders hoch war und sich allem Anschein nach sehr bald verziehen konnte. Unser Start um 5 Uhr mußte deshalb verschoben werden. Aber gegen 7 Uhr morgens hob sich der Nebel völlig. Es war Flugwetter geworden. Wir wollten eben schon die Motoren anlaufen lassen, da kam Balchen, der nochmals auf die Anhöhe gestiegen war und von dort aus die Wetterlage beobachtet hatte, zurück und teilte uns mit, daß aus der Flugrichtung her doch so schlechtes Wetter mit Schneetreiben im Anzuge sei, daß der Start verschoben werden müsse. Tatsächlich begann es auch gleich darauf tüchtig zu schneien, und wir waren froh, daß wir noch nicht gestartet waren. Wir stiegen selbst noch mal alle auf die Anhöhe von Long Point und konnten dort feststellen, daß die Wetterlage sich wieder besserte. Der Schneesturm hatte aufgehört, und am östlichen Horizont leuchtete heller Sonnenschimmer durch.

Weiterlesen: Unser Ozeanflug Hermann Köhl Kapitel 7